Ambidextrie

Ambidextrie als Zukunftsgarant

Über duale Steuerung in wachsenden Familienunternehmen: Artikel von Gerald Mitterer, Hella & Alexander Exner in der Zeitschrift OrganisationsEntwicklung (ZOE 4-2020).

  • 7. Oktober 2020
    Lesezeit 4 Minuten

Der Begriff “organisationale Ambidextrie” bezeichnet die Fähigkeit eines Unternehmens, zwei Dinge zu vereinen, die kaum unterschiedlicher sein könnten: Es geht darum, sich sowohl mit dem Kerngeschäft durch Effizienz und kontinuierliche Optimierung auf etablierten Märkten zu behaupten (Exploitation), als auch flexibel, experimentierend und kreativ zukünftige Geschäftspotenziale für möglicherweise neue Märkte zu entwickeln (Exploration).

Wie können Unternehmen die Voraussetzungen für das Sowohl-Alsauch von Exploitation und Exploration schaffen? Wie gelingt es Unternehmen, sowohl ihr Kerngeschäft effizient zu managen als auch Potenziale für das zukünftige Geschäft zu erkunden? (OrganisationsEntwicklung 4-2020 / Vorschau & Bestellung auf ZOE-Online.org)

Artikel: “Führen in der Zerrissenheit”

Der Umgang mit Widersprüchen ist eine Kernaufgabe für Organisation: Bewahren und Verändern, Exploration und Exploitation oder – gerade jetzt – bei vielen Organisationen die Gleichzeitigkeit von harten Kosten-Schnitten und Investitionen in neues Wachstum. Organisationen und Menschen erleben gleichermaßen diese Zerrissenheit. Die AutorInnen Gerald Mitterer (dwarfs and Giants) und Hella & Alexander Exner (Exner Beratung) haben den für Familienunternehmen typischen paradigmatischen Widerspruch zwischen Familien- und Konzernlogik anhand der Erfahrungen eines erfolgreichen, österreichischen Familienunternehmens genauer betrachtet um Ideen zu skizzieren, wie produktiv und bewusst mit diesen Unterschieden umgegangen werden kann.

Duale Steuerung in wachsenden Familienunternehmen

Eine typische Antwort vieler Unternehmen auf sich ändernde Umfeldbedingungen war bislang der Versuch, das Unternehmen zu transformieren und dazu die bisherige Steuerungslogik durch eine neue, radikal andere zu ersetzen. Immer öfter zeigt sich, dass dabei nicht nur “aus alt mach neu” gilt, sondern nun zwei grundlegende widersprüchliche Steuerungslogiken gleichzeitig wirken. Die dadurch notwendige “duale Steuerung” ist eine besondere Herausforderung für das Management: Es gilt, die Funktionalität der zugrundeliegenden Paradigmen zu verstehen, mit beiden Logiken wertschätzend umzugehen und einen klaren Rahmen zu schaffen, damit diese unter einem Dach zum Nutzen der Organisation wirken können. Und zwar ohne dass sich diese in ständigen Konflikten und Machtkämpfen aufreiben.

Duale Steuerung beschreibt die Fähigkeit von Unternehmen, zwei para­digmatisch verschiedene, notwendige Eigenlogiken — im Sinne der Lebensfähigkeit des ganzen Unternehmens — im Unternehmen zu differenzieren, bewusst zu gestalten und damit wirksam zu steuern. Während die beiden Steuerungslogiken die Säulen bilden, entspricht die duale Steuerung dem gemeinsamen Dach, welches dazu dient, beiden Säulen ihre Berechtigung zuzusprechen und sie in Balance zu halten.

ZOE 4-2020, Seite 64

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