5 Prinzipien des next:land:
Transparenz
Warum Transparenz? Früher waren Informationen der Schlüssel zur Macht: schwierig zu erhalten und schwierig zu verbreiten. Im Industriezeitalter hüteten Organisationen ihre Informationen sorgfältig und wussten sie zu ihrem Vorteil zu nutzen. Heute haben wir Zugang zu so viel Informationen, dass es unmöglich geworden ist, vorherzusagen, welche Informationen eventuell nützlich werden oder wer diese Informationen gewinnbringend einsetzen wird. In einer Welt überreichlicher Informationen und Verlinkungen ist es für gewöhnlich eher von Nutzen, denjenigen Menschen zu vertrauen, die den Purpose der Organisation teilen und Informationen so verwenden, wie sie es für angebracht halten, als das potentielle Risiko einzugehen, dass offene Informationen kontraproduktiv verwendet werden.
Es gibt mehrere Aspekte in Bezug auf Transparenz im Geschäftskontext zu bedenken: Einerseits kennzeichnet sich dieser sowohl durch einen freien Zugang zu Informationen als auch durch Informationsfluss innerhalb einer Organisation. Andererseits steht er für persönliche Offenheit, Informationen zu teilen, um anderen zu helfen. Dies fördert das Lernen unter Peers und schafft einen gemeinsamen Zugriff auf Fachwissen innerhalb eines Teams, einer Abteilung oder sogar der gesamten Organisation. Alle relevanten Informationen zu besitzen und sie frei diskutieren zu können, ist unerlässlich für Menschen, die Entscheidungen zum Wohl der Organisation treffen müssen.
In Bezug auf Offenheit innerhalb eines Unternehmens ist es unumgänglich, diesen Wert in der Unternehmenskultur zu verankern. Es benötigt ein hohes Maß an Vertrauen zwischen KollegInnen und verlangt eine sichere Arbeitsumgebung, in der Scheitern ein Teil des kreativen Prozesses ist. Des Weiteren ist es eine Grundvoraussetzung, untereinander anderer Meinung zu sein und Spannungen an die Oberfläche bringen zu können, ohne die Arbeitsbeziehung zu gefährden. In einer solchen (psychologisch sicheren) Umgebung können Individuen völlig sie selbst sein, offen ihre Ideen und Bedenken diskutieren und der Organisation helfen, auf jede Herausforderung schnell und flexibel zu reagieren. Transparente Organisationen erwägen beide Seiten der Transparenzgleichung: freier Zugang zu Informationen und freier Informationsfluss sowie persönliche Offenheit, die eine Kultur des Vertrauens ermöglicht.
Ein wesentlicher Kulturwandel liegt im Wechsel der Ansicht einer Information als Vorteil, die die Macht stabilisiert, hin zum Verständnis einer Information als etwas, was zu einem Vorteil für die Organisation führen kann, wenn man sie mit Menschen teilt, die einen anderen Blickwinkel oder andere Kompetenzen haben.
Transparenz im next:land ist nicht nur innerhalb des Unternehmens wichtig, sondern auch für die Außenwelt. Möchte man intensive und ehrliche Beziehungen zu KundInnen pflegen, ist Transparenz das Schlüsselwort. Tesla, um nur ein Beispiel zu nennen, veröffentlichte 2014 alle Patente. Teslas Ziel heißt „nachhaltige Energie“; wenn andere Unternehmen ihre Technologie nutzen, unterstützen sie damit Teslas Purpose. Tesla glaubt, dass diese Offenheit auch für technologische Führerschaft essentiell ist: „Technologie Führerschaft definiert sich nicht über Patente, die sich, wie die Geschichte zeigt, nicht selten als nur geringer Schutz gegen einen entschlossenen KonkurrentInnen erwiesen haben, sondern eher über die Fähigkeit eines Unternehmens, die talentiertesten IngenieurInnen der Welt anzulocken und zu motivieren. Wir glauben, dass die Anwendung der Philosophie des offenen Zugangs zu allen unseren Patenten Teslas Position eher stärken als schwächen wird.“ (Vollständiger Artikel auf tesla.com)
Wie dieses Prinzip in der Praxis aussieht
... verschiedene Ebenen der Transparenz:
Ebene 1: Einzelne Methoden, die die Transparenz zwischen Individuen/Teams/Abteilungen erhöhen
Gewünschte Wirkung: Dezentralisierte Entscheidungsfindung ermöglichen Bewertung durch Kollegen (peer review) und Komplexitätsreduktion, um Dinge schnell, zum richtigen Zeitpunkt für Betroffene zugänglich zu machen.
- Town Hall Meetings (Kommunikationsveranstaltungen mit allen Organisationsmitgliedern), Rent-the-CEO
- Raum kreieren, damit man als ganzheitlicher Mensch in Erscheinung treten kann, z. B. Clear-the-Air-Meetings
- Unternehmensweite vergleichbare Standards, Kriterien & Metriken
- Visualisierungen, um Arbeit und Fortschritt transparent zu machen, z. B. Kanban-Tafeln
- Prozesse vereinfachen und Komplexitäten reduzieren, indem kontextspezifische Leitlinien anstatt normierter Verfahren eingeführt werden
- Transparenz bzgl. Kriterien in Entscheidungsfindungsverfahren
Ebene 2: „Standardeinstellung: offen“ (Default to open) als internes Commitment (wertebasiert)
Gewünschte Wirkung: Interne Zusammenarbeit fördern, ander Unternehmen oder der Mitbewerb werden immer noch häufig als Konkurrenz gesehen
- DDO (Deliberately Development Organization): alle Sitzungen werden aufgezeichnet und allen zugänglich gemacht
- Jeder hat grundsätzlich Zugang zu allen internen Daten
- Transparente Gehälter
Ebene 3: Arbeit im öffentlichen Raum
Gewünschte Wirkung: Nicht die Konkurrenz ist die Herausforderung, sondern die großen Aufgaben der Gesellschaft; im Streben nach dem Purpose ist Wettbewerb nicht relevant. Entwicklungen vorantreiben, indem man alles teilt, ist der Weg vorwärts. Google Drive öffentlich freischalten, voller öffentlicher –Zugang zu (fast) allen Dokumenten, transparente Geschäftsunterlagen (buffer, august ...).